04. Februar 16
Gruppenkonflikte im Managementsystem: Wie arbeitsfähig ist das Führungsteam in Konfliktsituationen?
Ein Strategieprozess bringt es mit sich, dass sehr unterschiedliche Interessen zwischen Personen explizit und implizit verhandelt werden. So spielt bei inhaltlichen Fragen, etwa zu Markteinschätzung, Technologieentwicklung oder Bedrohungspotenzial die soziodynamische Positionierung der Teilnehmer eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer sich im Strategieteam sozial kompetent positioniert, hat größere Chancen, auch inhaltlich gehört zu werden – unabhängig von der inhaltlichen Qualität der jeweiligen Argumente.
Typische Gruppenkonflikte sind erwartbar
Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit deshalb auch auf typische Gruppenkonflikte lenken, die im Zuge eines Strategieentwicklungsprozesses innerhalb des Managementteams immer wieder hoch kommen und eine besondere Dynamik entfalten werden. Wenn beispielsweise im Zusammenhang mit der Bündelung des Produktportfolios Produktionskapazitäten eingespart werden müssen, sollte man damit rechnen, dass sich die produktionsnahen Bereiche zu einer Interessenskoalition zusammenfinden werden.
Was tut sich unter dem Eisberg?
Ich orte immer wieder in Unternehmen spezielle "blinde Flecken": Strategie wird überwiegend als inhaltlich-kognitive Aufgabe gesehen, soziodynamische Prozesse werden ignoriert und verschwinden wie der berühmte "Eisberg" großteils unter der Wasseroberfläche. Umso überraschter und manchmal auch hilflos steht manches Führungsteam unerwartet auftauchenden sozialen Auseinandersetzungen gegenüber.
Was tun?
Aufgrund verschieden gelagerter Interessen wird die Kohäsion im Führungssystem immer wieder gefährdet. Zugehörigkeitskonflikte und Außenseiterpositionen können schnell Spaltungen im Strategieteam provozieren, die die Arbeitsfähigkeit des Führungssystems dann auch im operativen Alltag beeinträchtigen.
Regelmäßige Reflexionen mit dem Top-Management zur Entwicklung der Arbeitsfähigkeit des Führungsteams, aber auch mit dem strategieverantwortlichen Managementteam selbst, sollten deshalb zum fixen Bestandteil eines jeden Strategieprozesses werden. Auch externe Unterstützung kann helfen, in konflikthaften und manchmal angstbesetzten Kommunikationssituationen Sicherheit zu vermitteln und dadurch die Ebene des sozialen Miteinanders zu befördern.
Ein Beitrag der Serie "Konflikte in der Strategieentwicklung"