10. März 20
Lean Strategy – Erfahrungen aus der Praxis
In vielen Unternehmen erleben wir derzeit eine Veränderung in der Strategiearbeit. Neben der etablierten und immer noch bewährten Form der ganzheitlichen Unternehmensstrategie werden immer häufiger auch besondere Initiativen, Projekte, einzelne Bereiche oder Themen professionell begleitet. Häufig haben diese Strategien einen kurzfristigeren Horizont und sind sehr fokussiert. Hintergrund dieser Veränderungen ist die Digitale Transformation. Durch sie stellt sich für viele Unternehmen die Frage, wie sie die Unsicherheit der Zukunft im Rahmen von Strategiearbeit bearbeiten können, noch einmal ganz anders. Dabei ist die größte Herausforderung, gleichzeitig das heutige Geschäft zu sichern und in die digitale Welt aufzubrechen. Der langfristige Erfolg hängt von einer produktiven Handhabung der unvermeidbaren Spannung zwischen diesen beiden geschäftlichen Aspekten ab.
Vorteile der Lean Strategy
Um beiden Entwicklungen in Organisationen Rechnung zu tragen, braucht es verschiedene Ansätze der Strategiearbeit, die gut miteinander vereinbar sind. Wir haben deswegen einen Ansatz entwickelt, den wir Lean Strategy nennen und der sich sehr gut mit dem bewährten Modus der Entwicklung einer vollumfänglichen Unternehmensstrategie vereinbaren lässt.
Diesen Ansatz haben wir in den vergangenen Monaten in verschiedenen Kontexten angewendet: In Handelsunternehmen, Dienstleistungsunternehmen, Banken, Versicherungen, Medienunternehmen und der Wissenschaft konnten wir Lean Strategy im Training und in der konkreten Strategieentwicklung in die Praxis bringen. Die Anwendung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz unterschiedlichen Disziplinen und die Anwendung in einem Medienunternehmen haben uns dabei besonders beeindruckt.
Anwendungsbeispiel Wissenschaft
In einer Runde von 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die aus so verschiedenen Disziplinen wie Biologie, Physik, Politikwissenschaften und Krebsforschung kamen, ging es um die Entwicklung einer Strategie für die eigene Gruppe in nur einem Tag. Die Digitale Transformation spielte hier nur am Rande eine Rolle. Gerade deswegen hat uns überrascht, wie gut der Ansatz hier anschlussfähig war. Es ging um eine strategische Positionierung, um die Definition des eigenen Why und um die Festlegung von Zielen, auf die sich die Mitglieder der eigenen Arbeitsgruppe verständigen können.
Es ist zu betonen, dass Strategiearbeit in der Wissenschaft durch besondere Herausforderungen gekennzeichnet ist. Der wissenschaftliche Erkenntnisprozess braucht eine größtmögliche Offenheit, gleichzeitig müssen Ergebnisse in Form von Publikationen entstehen, die alle auf ein und die gleiche Vision einzahlen. Strategiearbeit ist hier vor allem als das gemeinsame Ausrichten von Leitplanken zu verstehen, mit denen man dem gemeinsamen Why nahekommt. Dazu eignet sich der Ansatz von Lean Strategy besonders gut. Eine Konzentration auf den Purpose, also auf das eigene Why, fiel den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern leicht. Auf dieser Basis ließ sich mit einigen kleinen Zwischenschritten eine Vision entwickeln. Im wissenschaftlichen Kontext sind Purpose und Vision eng miteinander verbunden. Die Ziele zu formulieren, die sich daraus als gemeinsamer Fokus ergeben, waren dann nur noch eine kleine und rasch zu bewältigende Aufgabe. Was den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in dieser Runde besonders gut gefallen hat, war die Leichtigkeit, mit der die Ergebnisse für die Kommunikation genutzt werden können.
Anwendungsbeispiel Medienunternehmen
Lean Strategy ist auch der Ansatz der Wahl in einem großen Medienunternehmen. Das sehr dynamische Geschäft verlangt der Führungsmannschaft viel strategisches Fingerspitzengefühl ab. Die Spannung ist groß zwischen langjährig bewährten Produkten einerseits, sowie digitalen, häufig noch in der Erprobung befindlichen, Geschäftsmodellen andererseits. Das Lean Strategy-Framework bietet neue, ergänzende Tools für die Strategiearbeit, die schnell gemeinsam anzuwenden sind und eine agile Zusammenarbeit unterstützen. Insbesondere OKR (Objectives and Key Results) als Methode für die Formulierung und Steuerung von abgestimmten Zielen für Organisationen, Teams, bis hin zu Einzelpersonen findet großen Zuspruch. Für Führungskräfte und Teams ist zudem die Einführung von Konzepten wie Ambidexterity hilfreich, da sie die Veränderungen beschreiben, die in den Teams täglich beobachtet werden, und somit eine Selbstverortung und Steuerung möglich machen.
Zwei ganz unterschiedliche Kontexte haben uns gezeigt, dass Strategiearbeit sich verändert und dass es neue Tools und Ansätze braucht, mit denen man auf leichte Art eine strategische Positionierung für Projekte, Arbeitsgruppen, Initiativen oder Gründungsvorhaben entwickeln kann. Mit Lean Strategy haben wir einen solchen Ansatz im Angebot.
Lesen Sie auch unseren Beitrag in der OE 1/2019 »Werkzeugkiste Lean Strategy«