26. März 21
Trennungsmanagement: Betroffene Teams haben Handlungsmöglichkeiten!
Niemand will Personalabbau, manchmal gibt es für das Überleben des Unternehmens aber keine Alternative. Personalabbau braucht wirksames und wertschätzendes Trennungsmanagement. Eine große Rolle für das Gelingen von Personalabbaumaßnahmen spielt das kollegiale Umfeld der zu kündigenden Mitarbeiter*innen. Selbstverständlich ist die Kündigung für die Betroffenen eine schlimme Nachricht, die nicht selten als existenziell bedrohlich empfunden wird. Auch die jeweilige Führungskraft und die Teammitglieder sind in gewisser Weise betroffen. Sie verlieren langjährige Kollegen*innen, müssen deren Aufgaben übernehmen und oft noch eine gewisse Zeit "normal" mit ihnen zusammenarbeiten.
Sprachlosigkeit, schlechtes Gewissen oder fehlende Handlungsideen können zu Spannungen im Team führen, was die ohnehin schwierige Situation nur noch komplizierter macht. Die Kolleg*innen sind aber "eigentlich" alles andere als handlungsunfähig, allerdings fehlt ihnen oft der Mut oder die gefühlte Erlaubnis, den Trennungsprozess aktiv zu unterstützen. In solchen Situationen ist es Aufgabe der Führung, einen geeigneten Rahmen zu schaffen, in dem betroffene Teams ermutigt und befähigt werden, die Starre der Passivität zu verlassen, um wieder in einen positiven Modus der kollegialen Gestaltung zu kommen. Die Kernfrage, die dabei vor allem zu beantworten ist: "Wie können wir als Team konkret dazu beitragen, diese schwierige Phase des Abschiednehmens für alle erträglicher zu gestalten?" Bei unseren Kunden sind eine ganze Reihe von team-initiierten Maßnahmen entwickelt worden, die eine hohe Wirksamkeit gezeigt haben. Hier einige konkrete Beispiele:
Die kollegiale Unterstützung bei der Jobsuche
Mitarbeiter*innen die eine Kündigung erhalten haben, benötigen oft Unterstützung bei der Jobsuche. Unternehmen bieten diesen Mitarbeitenden in der Regel die Kostenübernahme für eine externe New-Placement-Beratung an. Kolleg*innen können zusätzlich unterstützen, indem persönliche Netzwerke zur Verfügung gestellt, aktiv Kontakte hergestellt, Empfehlungen ausgesprochen und Hilfen bei der Zusammenstellung von Bewerbungsunterlagen organisiert werden. So wird die Jobsuche des Einzelnen zur Aufgabe des ganzen Teams.
Das Einrichten eines Härtefall-Fonds
Die meisten Unternehmen, die Personalabbau planen, bereiten Abfindungspakete vor. Aufhebungsverträge und New-Placement-Beratung sind mittlerweile schon der Regelfall. Unternehmen versuchen dabei logischerweise, alle betroffenen Mitarbeiter*innen gleich zu behandeln. Leider gibt es aber nicht selten besondere Härtefälle, z. B. eine aktuell schwierige Situation in der Familie des von der Kündigung betroffenen Mitarbeitenden. Im Umgang mit solchen Härtefällen tun sich Unternehmen in der Regel schwer. Das birgt das Risiko, dass solche - eher seltenen - Fälle zumindest in der Kaffeeküche oder im Flurfunk als abschreckende Regelfälle dargestellt werden. Führungskräfte und Mitarbeiter*innen, die nicht von dem Personalabbau betroffen sind und "bleiben dürfen", können einen Härtefall-Fonds einrichten. Dafür opfern sie ihre Jahres-Boni oder zumindest Teile davon. Das Unternehmen kann den Härtefall-Fonds sogar noch aufstocken. Härtefall-Regelungen machen die Verteilung der Unterstützungsgelder transparent. So kann in einzelnen Härtefällen aus dem Kreis der verbleibenden Mitarbeitenden schnell, unkompliziert und wirksam geholfen werden.
Ein kollegialer und wertschätzender Abschied
Kolleginnen, Kollegen und Führungskraft verabschieden sich in der Regel mit einer gemeinsamen Veranstaltung im engsten Kreis von gekündigten Mitarbeiter*innen. Es gibt aber auch Teams, die deutlich weiter gehen. Sie bringen Dankbarkeit und Wertschätzung für die langjährige Zusammenarbeit nicht nur verbal, sondern zusätzlich auch in Form eines selbst erstellten Geschenks zur Geltung. Zwei Abschiedsgeschenke wirken dabei sehr lange nach: Ein "Abschiedsalbum" mit Fotos, von besonderen dienstlichen Ereignissen und gemeinsamen Erfolgen. Die Ersteller*innen beteiligen sich jeweils mit einem kleinen Dankeswort, einem eigenen Foto oder einem (verschlossenen) persönlichen Brief. Eine ebenfalls sehr wertvolle Alternative ist ein "Empfehlungsportfolio". Hierin werden die besonderen Fähigkeiten und die Leistungen des Mitarbeitenden zusammengefasst und passend dargestellt. Der Kreativität sind hier wenig Grenzen gesetzt. Alle diese Abschiedsrituale binden Führungskräfte und Mitarbeiter*innen in den Verabschiedungsprozess ein, ermöglichen allen Betroffenen sich aktiv und gestaltend einzubringen und gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.
Die kollegiale Unterstützung der gekündigten Mitarbeitenden bei der Jobsuche, mitarbeiterfinanzierte Härtefall-Fonds oder wertschätzende Abschiedsrituale sind hoch wirksame Beispiele für Initiativen von betroffenen Führungskräften und Kolleg*innen, die nicht passiv den laufenden Trennungsprozess beobachten, sondern ihn aktiv mitgestalten wollen. Wo solche Maßnahmen initiiert und umgesetzt werden, entsteht eine wertschätzende Trennungskultur mit erlebbaren Vorteilen für alle Betroffenen.
Lesen Sie auch: Trennungsmanagement: Tabuthema oder Führungsverantwortung