30. März 15
14 Prinzipien für ein Collaborative Leadership zur horizontalen Steuerung
Die Einführung horizontaler Steuerungslogiken in modernen Unternehmen führt häufig zu unklaren Erwartungen an die "neuen“ Führungsrollen. Häufig sind diese aufgefordert, Handlungen und Entscheidungen in einem komplexen Geflecht im Sinne zentraler Kunden oder für andere Stakeholder zu koordinieren und voranzutreiben. Dabei sollen sie alle Beteiligten mitnehmen und Ziele erreichen, die in vielen Fällen in Konflikt zu ihren bisherigen Spartenzielen stehen. Trotzdem ist Collaborative Leadership mehr als Führen in der Matrix oder laterale Führung. Gesteuert werden soll ein Netzwerk von Personen unter der Prämisse, dass eine Person mit einer übergreifenden Verantwortlichkeit diese Führung leistet. Wie könnte das konkret aussehen? Gerade nach Change-Initiativen, die eine Verstärkung der horizontalen Perspektiven zum Ziel hatten, sind viele Unternehmen zu dieser Frage zunächst ratlos. Hier der Versuch einer Annäherung:
Collaborative Leadership …
bedeutet übergreifende verantwortungsvolle Führung aller Akteure eines Netzwerkes über die internen und externen Grenzen der Organisation hinweg,
häufig im Dienste einer gemeinsamen Orientierung auf Produktinnovation oder Kundennutzen.
ist geprägt von der Suche nach neuen gemeinsamen Lösungen für komplexe Anforderungen.
zeichnet sich durch einen hohen Anteil direkter Zusammenarbeit dieser Akteure in Echtzeit aus (dieses kann durch neue Formen der Medien ermöglicht oder unterstützt werden).
beschreibt daher eher eine "neue“ Haltung. Die Rollen, die die Kollaboration führen, haben die klare Autorität. Diese müssen sie sich aber immer wieder durch verantwortliches Handeln im Sinne des Ganzen erwerben.
Sie orientieren sich an gemeinsamen Zielen, die immer wieder modifiziert und neu ausgehandelt werden müssen unter der zentralen Prämisse, dass Wissen und Lösungen nur schnittstellenübergreifend und ebenübergreifend und zum Teil mit externen Stakeholdern generiert werden können.
wird gebraucht, um Komplexität mit Innovation beantworten zu können (siehe dazu auch den früheren Blogbeitrag von Tania Lieckweg zu diesem Thema).
Wir machen in unseren Praxisprojekten aktuell gute Erfahrungen damit, das konkrete Handeln im Collaborative Leadership anhand von 14 normativen verständlichen Prinzipien zu beschreiben:
Verbinde aktiv die unterschiedlichen Welten Deiner Schlüsselspieler innerhalb und außerhalb der Organisation.
Vertrete mit Leidenschaft den Zweck / die Vision der gemeinsamen Orientierung und stelle ein übergreifendes Alignment her.
Akzeptiere, dass Du als Führungskraft nicht alles kontrollieren kannst. Du brauchst das Netzwerk.
Halte die Strukturen flach. Jede Hierarchie verhindert prinzipiell die angestrebte Innovationsfähigkeit.
Entwickle verantwortliche Personen auf allen Ebenen. Entwickle die jungen Talente in der Peripherie.
Führe lateral / horizontal auf Augenhöhe. Pflege die Beziehungen.
Bilde eine Gemeinschaft des Vertrauens.
Ermutige dazu, kalkulierbare Risiken einzugehen.
Führe über Fragen, nicht über Ansagen. Man wird diejenigen schätzen, die vorausschauende Fragen stellen und andere zur gemeinsamen Reflexion bringen.
Teile Deine Informationen großzügig. Gehe in Vorleistung. Starte eine Bewegung.
Unterstütze eine transparente Entscheidungsfindung. Erkläre was, wo, warum passiert.
Ermutige zu konstruktiver Konfliktklärung. Stelle immer wieder neue tragfähige Kontrakte zwischen den Beteiligten her.
Lebt gemeinsames Leadership im Führungsteam glaubwürdig vor. Die Zusammenarbeit im oberen Führungsteam wird in der Organisation genau beobachtet.
Zeige eine starke Hand bei Entscheidungen. Vernetzungskompetenz und Entscheidungskompetenz schließen sich nicht aus. Nur wer die Dinge im Sinne des gemeinsamen Alignments auch schließen kann, bringt sie voran.
Natürlich sind diese Prinzipien nicht völlig trennscharf und man könnte einige Punkte zusammenfassen. Gerade deshalb wäre ich sehr daran interessiert, Ihre Kommentare und Anregungen zu hören: Welche Führungsrollen werden in Ihrer Organisation mit diesen Erwartungen konfrontiert? Wie praxistauglich scheinen Ihnen diese Prinzipien zu sein?
Quellen:
Havard Business-Review 2011 “Are you a collaborative Leader?”(Herminia Ibarra & Morten Hansen)
Center for Creative Leadership (2014): “Future Trends in Leadership Development” (Nick Petrie)