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18. Juni 19

Das Barcamp in Veränderungsprozessen

Kennen Sie das Gefühl? Sie besuchen voller Erwartung eine Konferenz, die spannende Inhalte verspricht. Im Nachgang zu der Veranstaltung haben Sie jedoch den Eindruck, dass die wirklich bewegenden Themen gar nicht so sehr in den Fachvorträgen behandelt wurden, sondern eher in Gesprächen mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Rande der Konferenz.

Ähnliche Gedanken gingen auch den Gründern der Barcamp-Bewegung durch den Kopf. Deren Lösungsidee: Ein Format zu entwickeln, dass es Konferenzteilnehmern ermöglicht, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die inhaltliche Richtung zu steuern bei maximaler Beteiligung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im gemeinsamen Austausch.

Im Barcamp kann jedes Thema auf die Tagesordnung kommen

Im Grunde sind Barcamps eine Form von Gruppenmoderation. Das Barcamp wird oft als die Tochter von Open Space bezeichnet oder auch als "Un-Konferenz". Es handelt sich im Wesentlichen um ein offenes Tagungsformat mit Workshops, deren Inhalt und Ablauf von den Teilnehmern am Anfang der Konferenz selbst entwickelt und ausgestaltet wird. Vom Rahmenprogramm abgesehen, gibt es keine feste Tagesordnung. Der eigentliche Konferenzplan entsteht erst durch die Initiative der Teilnehmenden.

Im Fokus der Veranstaltung stehen der inhaltliche Austausch und die Diskussion zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, nicht primär die Erarbeitung konkreter Ergebnisse. Obwohl das Barcamp-Format locker gestaltet ist, gibt es doch einige grundlegende Regeln. Hier die drei wichtigsten:

  • Es soll keine Konferenz-"Touristen" geben: alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind aufgerufen, sich aktiv an dem Event zu beteiligen.
  • Jede Teilnehmerin/jeder Teilnehmer kann die Themen mitbestimmen und sich in die Diskussionen einbringen.
  • Alle Teilnehmer treten gleichberechtigt mit allen anderen auf.

Wettbewerb der Inhalte

Zu Beginn eines Barcamps werden auf Whiteboards oder Pinnwänden mögliche Inhalte des Camps gesammelt. Die Inhalte werden von den Teilnehmern geliefert, jeder kann und darf seinen Vorschlag mit einbringen. Diejenigen, die ein Thema vorgeschlagen haben, werben anschließend im Plenum für ihr Anliegen (Pitch). Die anderen Teilnehmer können sich bei Interesse dem Vortrag oder der Arbeitsgruppe anschließen. So zeigt sich dann auch schnell, wo das größte Interesse der Teilnehmenden liegt.
Bei den Themenvorschlägen soll es explizit nicht um die Selbstdarstellung oder Eigenwerbung der Vorschlagenden gehen, sondern um gute und spannende Inhalte. Auch Perfektion sollte nicht im Vordergrund stehen: Unreife Ideen, Konzepte und Gedankenanstöße können immer eine Session wert sein und bieten erfahrungsgemäß eine gute Grundlage für spannenden Austausch.

Nach der Abstimmung beginnen die eigentlichen Workshops und Diskussionen (Sessions). Diese sind zeitlich begrenzt - oft ist für einen Beitrag ein zeitlicher Rahmen von 30 Minuten vorgesehen, bei komplexeren Themen kann dieser aber auch verlängert werden. Nach einer kurzen Pause geht es direkt in die nächste Session.

Die abschließende Präsentation der Ergebnisse findet meist im Plenum statt, kann aber auch in Form einer Vernissage erfolgen. Dazu werden die Ergebnisse gut sichtbar an Flip-Charts oder Pinnwänden angebracht. Die Teilnehmer informieren sich im Vorbeigehen allein oder in Gruppen - eben wie bei einer Vernissage - über die Ergebnisse und können sich diese auch kurz erklären lassen. 

Barcamp zu Organisationsentwicklungsthemen

Aufgrund seiner großen Offenheit in der inhaltlichen Gestaltung und der Beteiligung haben wir das Barcamp für den Austausch und die Weiterentwicklung von Organisationsentwicklungsthemen (Ambidexterity) eingesetzt und auch als Format im Change Kontext, wenn es um die Bearbeitung von zukünftigen Entwicklungen in der Organisation geht.

Dies folgte der Idee, in einer organisationsumfassenden Teamkonferenz möglichst viele Perspektiven und die Ideen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem kreativen Prozess zusammenzubringen und genügend Zeit und Raum für intensiven Austausch zu schaffen. Besonders attraktiv dabei war die Tatsache, dass sich die Führungskräfte innerhalb des gemeinsam abgesteckten inhaltlichen Rahmens des Camps schnell "unter das Volk" mischen konnten und so weitestgehend hierarchiefrei an Themen "gesponnen" werden konnte.

Auch kontroverse Themen kommen auf den Tisch

Das Ergebnis des Camps hat uns und insbesondere unsere Kunden überzeugt. Vor allem waren die Teilnehmer begeistert hinsichtlich des offenen und intensiven Austausches, auch zu schwierigeren und kontroversen Themen, was als Stärkung des Teams insgesamt empfunden wurde. Darüber hinaus waren Menge und Qualität der Ergebnisse aus den bearbeiteten Themen beeindruckend. So wurden für einige bis dato ungelöste Herausforderungen des Geschäftes Bearbeitungsansätze gefunden, weil sich Experten aus diversen Bereichen der Organisation spontan zur Lösung dieser Fragestellungen zusammenfanden. Die abschließende Vernissage, in der jede Gruppe noch einmal ihre Ergebnisse kurz vorstellte, geriet zum vielbeklatschten Höhepunkt der Teamkonferenz.

Uns hat das Barcamp überzeugt als ein zeitgemäßes, spannendes Format, welches mit verhältnismäßig geringem Aufwand viel kreative Interaktion und Netzwerken ermöglicht und ein hohes Commitment der Beteiligten erzeugt.

Demnächst: osb-i Barcamp zu "New Work"

Unser nächstes osb-i Barcamp starten wir am 21. Juni in Hamburg, um gemeinsam mit erfahrenen Praktikern und Experten das Thema "New Work in der Praxis" genauer zu beleuchten.

Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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