31. Mai 13
Kann Illegalität sinnvoll sein?
In einem Klassiker der Organisationstheorie setzt sich Luhmann mit den Funktionen und Folgen formaler Organisation auseinander (Duncker & Humblot, Berlin 1999).
Luhmann nennt illegales Verhalten ein Verhalten, das formale Erwartungen der Organisation verletzt. Er beschreibt wie gewohnt scharfsinnig, dass die formale und die informale Organisation eine funktionale Symbiose eingehen müssen, damit die Leistungsfähigkeit eines Systems erhalten wird. Denn erst Abweichungen schaffen demnach Raum für ein neues schöpferisches Verhalten und sorgen für eine Anpassung an eine sich ändernde Umwelt.
Nach Luhmann erfordert eine widerspruchsfreie formale Normordnung gerade zu ein gewisses Maß an sozialer Illegalität oder illegalem Verhalten. Denn eine widerspruchsfreie Normordnung steht in Gefahr, eine Anpassung an wechselnde unkontrollierte Umweltentwicklungen nicht zu schaffen.
„Das Gesamtsystem gewinnt dadurch an elastischer Reaktionsfähigkeit nach außen. Es ist durch innere Abschottungen gesichert, kann mit spezifischen, wohlerwogenen Änderungen reagieren, ohne unübersehbare innere Umstellungen auszulösen“ (Seite 307).
So gesehen ist ein gewisses Maß an Abweichung von der formalen Organisationsstruktur für das Gesamtsystem durchaus funktional.