17. Oktober 23
Klarer Kopf – kluge Entscheidungen
Wirksame Führung geht Hand in Hand mit der kognitiven Leistungsfähigkeit von Führungskräften. In dynamischen Zeiten voller Wandel und Veränderung müssen Führungskräfte nicht nur Zuversicht, Orientierung, Durchhaltevermögen und Stärke vermitteln. Sie sind auch gefordert, flexibel und kreativ mit sich ändernden Kontexten umzugehen, neue Lösungen zu finden und wenn nötig ausgetretene Pfade zu verlassen. Ein gesundes, leistungsfähiges Gehirn ist die wesentliche Voraussetzung, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Um zu erfahren, was unsere Gehirne gesund erhält, lohnt sich ein Blick in die menschliche Entwicklungsgeschichte. Prof. Dr. Gerd Kempermann vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) formuliert hierzu folgende zentrale These: "Gehirne sind entstanden, um Bewegung zu ermöglichen. Egal, was wir denken oder tun, Bewegung ist das Ergebnis. Auch Sprache entsteht letztlich nur durch Bewegung."
Folgt man dieser These wird klar, dass Kognition und rationales Denken evolutionsbiologisch betrachtet eng an körperliche Bewegung gekoppelt sind. Forschungen der Universität Illinois zeigen entsprechend die unmittelbaren Auswirkungen von Bewegung auf die Aktivität im Gehirn:
Zusätzlich wissen wir auch, dass sich unsere Gehirnstruktur in den letzten zehntausend Jahren nicht wesentlich geändert hat, geschweige denn, dass eine Anpassung an unsere "moderne" Lebensweise passiert ist. Heutzutage sind Kognition und Bewegung häufig weitgehend entkoppelt: Typische "Wissensarbeiter*innen" verbringen viele Stunden vor Bildschirmen sitzend – bestenfalls unterbrochen durch ein paar Schritte zur Kaffeemaschine. "Wir dissoziieren, was in der Evolution eigentlich miteinander verbunden war", erklärt Kempermann.
Mit etwas mehr körperlicher Bewegung – zum Beispiel einem Pausenspaziergang – können wir also unsere Gehirnaktivität in Schwung bringen, neue Ideen bzw. kreative Ansätze erschließen sowie Gedanken ganz neu denken.
Um langfristig gesund zu bleiben, braucht unser Gehirn jedoch nicht nur die "bloße" Bewegung, sondern auch zusätzliche Reize über bewusste körperliche Aktivität. Das Erlernen neuer Bewegungsabläufe oder koordinativ anspruchsvolle körperliche Tätigkeiten wie Jonglieren, Tanzen oder Klettern eignen sich hervorragend, um unser Gehirn – und natürlich auch unseren Körper – fit zu halten.
Literatur:
- Gazzaley/Rosen: The distracted mind – Ancient brains in a high-tech world
- Bewegung & Neuroplastizität: Das Gehirn – kein Muskel und doch unglaublich trainierbar | Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin (zeitschrift-sportmedizin.de)
- Anthropologie: Unser Gehirn bleibt nur mit Bewegung gesund | STERN.de