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28. März 17

Leadership Development goes virtual

Vierstündige Webkonferenzen zur Transfersicherung eines Leadership Trainings mit Gruppen von zehn Teilnehmenden in acht Ländern und elf Stunden Zeitzonendifferenz – geht das überhaupt? Nach unserer Erfahrung lautet die Antwort ganz klar: "Ja!"

Das "Klassik"-Programm …

Die "Wave 1" des Leadership Development Programms bei Fresenius Netcare hatte Ende 2015 eher klassisch begonnen: Sie startete in drei Durchgängen mit je 9 bis 12 deutschsprachigen Teilnehmenden aus der Unternehmenszentrale des IT-Dienstleisters im Fresenius Konzern in Bad Homburg. Jeder Durchgang umfasste je 3 zweitägige Seminarmodule zu den Themen "Leading Change", "Komplexität meistern" und "Virtuell führen", verteilt über einen Zeitraum von vier Monaten. Im Anschluss folgten je 3 halbtägige Transition Talks in den selben Seminargruppen über einen Zeitraum von ca. fünf Monaten. Diese Nachkontakte dienten dazu, die Umsetzungsvorhaben im Führungsalltag der Teilnehmenden zu begleiten und eine gegenseitige kollegiale Beratung zu ermöglichen; je nach Bedarf wurden auch Seminarinhalte vertieft oder fortgeführt. Die Transition Talks fanden als Präsenzveranstaltungen in der Unternehmenszentrale statt.

… die Transformation …

Die nächsten beiden "Waves" des Leadership Trainings mit insgesamt fünf Durchgängen richteten sich auch an Führungskräfte aus den Regionen Süd- und Nordeuropa, Nord- und Lateinamerika sowie Asia Pacific. Daher wäre der Reiseaufwand für eine entsprechende Programmarchitektur mit insgesamt sechs Präsenzveranstaltungen nicht vertretbar gewesen. In enger Zusammenarbeit mit dem Talent Management der Corporate HR haben wir das Seminarprogramm daher auf eine viertägige Präsenzveranstaltung in Deutschland komprimiert; die Transition Talks wurden als vierstündige Webkonferenzen per Polycom (Video- und Audioübertragung) sowie Sametime (Screensharing) konzipiert – selbstverständlich mit einer 20-minütigen Halbzeitpause. Der Trainer dokumentierte fortlaufend die Ergebnisse der Transition Talks und stellte sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf den Sharepoints jeder Seminargruppe zur Verfügung.

 

… und einige Erfolgsfaktoren

Das globale Leadership Development Programm ist nun nahezu abgeschlossen und es gibt eine Reihe vielversprechender Erkenntnisse aus der virtuellen Transformation:

  • Die Zeitzonenunterschiede zwischen China und Lateinamerika erfordern Konferenzzeiten ab dem frühen Morgen im Westen bzw. bis in den späten Abend im Osten. Hier bewährten sich Home-Office-Tage für die betroffenen Teilnehmenden, um den Aufwand in Grenzen zu halten – und auch der Trainer nutzte die konzentrationsfördernde Isolation des Home Office.
  • Die intensive Zusammenarbeit und gruppendynamische Gemeinschaftserfahrung in den viertägigen Präsenzseminaren legte eine stabile Basis für die nachfolgenden virtuellen Kontakte: Vertrautheit miteinander und Wissen um die spezifischen Arbeitsfelder und -bedingungen jedes Einzelnen ermöglichten auch in den Transition Talks offene und fundierte kollegiale Beratungen. Mit dem Vorgehen der Systemischen Fallberatung wurden die Teilnehmenden bereits im Seminar vertraut gemacht.
  • Ebenfalls schon im Seminar wurde ein mehrstufiges Simulationsszenario zur virtuellen Zusammenarbeit in Projektgruppen durchgeführt und ausgewertet. Dies trug wesentlich bei zum Sensibilisieren der Teilnehmenden für die technischen, logistischen und moderativen Anforderungen erfolgreicher Webkonferenzen.
  • Das Nutzen von zwei Konferenz-Softwaresystemen erforderte zwei Bildschirme, um gleichzeitig der Videoübertragung und der Screensharing-Präsentation folgen zu können. Gelegentliche Video-Ausfälle ließen sich durch Einwahl per Telefon zumindest so weit kompensieren, dass eine Beteiligung bzw. Moderation der Konferenz möglich blieb. Bei Ausfall der Screensharing-Funktion konnte die aktuelle Powerpoint-Präsentation mit den vorbereiteten Beiträgen der Kollegen bzw. des Trainers parallel auf dem eigenen Rechner aufgerufen und verfolgt werden.
  • Um die Verbindlichkeit und gleichmäßige Beteiligung an den Transition Talks zu fördern, erwiesen sich Präsentationen der Teilnehmenden zum Status ihrer Umsetzungsvorhaben als hilfreich: Sie bereiteten 1 bis 2 Powerpoint-Folien vor, die sie in der Webkonferenz selbst vorstellten – entlang von drei vorgegebenen Leitpunkten "Action Steps", "Experiences & Insights" und "Consulting Questions". Die Folien wurden in die fortlaufende Gesamtdokumentation integriert und mit den Kommentaren und Ergebnissen der kollegialen Beratung in einer anderen Schriftfarbe ergänzt. Dies erleichterte auch das Anknüpfen an die Besprechungspunkte des jeweils vorhergehenden Transition Talks.
  • Zu Beginn jedes Transition Talks wurden aktuelle Entwicklungen des Leadership Training Programms und seiner flankierenden Maßnahmen vorgestellt – z.B. die Verabschiedung und Kommunikation von Führungsleitlinien. Besonders für die Teilnehmenden aus den Regionen trug dies wesentlich dazu bei, den Kontext des Leadership Development Programms zu verfolgen und den Bezug zu Maßnahmen in der eigenen Region herzustellen.

Fazit: Die Abbildung der globalen Organisationsrealität nicht nur durch die Teilnehmenden, sondern auch durch die Formate eines Leadership Development Programms ermöglicht Lernerfahrungen und ebnet Kommunikationswege, die näher am Führungsalltag sind als reine Präsenzveranstaltungen.

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