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29. Oktober 24

Was läuft, wenn’s läuft?

Dynamischen Prozessen in Teams mit Neugierde und Kompetenz begegnen

Wahrscheinlich sind KIs die einzigen "Mitarbeiter*innen", die noch keinerlei Erfahrungen mit Dynamiken in Teams gemacht haben. Wir anderen wissen, wie es sich anfühlt, wenn man miteinander erfolgreich ist, den Abgang einer geschätzten Kolleg*in verkraften muss, eine neue Führungskraft völlig anders auf das Team zugeht als die Vorgänger*in oder ein Konflikt nicht ausgetragen, sondern mit aller Kraft unter den Teppich gekehrt wird.

Die Kooperation mit anderen ist eine menschliche Basiskompetenz. Wir haben von Kindesbeinen an gelernt, unsere Bedürfnisse und unser Verhalten auf die Anforderungen und Möglichkeiten einer Gruppe auszurichten. Ein großer Teil dieser Kompetenz ist jedoch unbewusst, erfahrungsbasiert und emotional. Damit wir diese Fähigkeiten bewusst und zielgerichtet in beruflichen, häufig stressigen Drucksituationen nutzen können, braucht es ein Innehalten, Reflexion und Neugier: Welche Kräfte wirken hier? Welche Verhaltensmuster bremsen das Team? Wie gelingt es, im Team wirklich erfolgreich zu werden? Welches Wissen und welche Erfahrungen gibt es dazu?

In unserer volatilen und hoch vernetzten Welt ist die Anforderung, komplexe Fragen als Team zu durchdringen und zu tragfähigen Entscheidungen zu kommen, stark gestiegen. Kollaboration in unterschiedlichen, häufig wechselnden Teamkonstellationen ist eine erfolgsentscheidende organisationale Kompetenz: Wie gut sind Teams und die Organisation als Ganzes – über verschiedene Hierarchien oder Funktionslogiken hinweg – darin erfahren und geschult, trotz unterschiedlicher Sichtweisen, Positionen, Zielsetzungen und Dilemmata zu gemeinsamen Lösungen zu gelangen?

In unserer Beratung setzen wir gezielt auf eine Kombination aus systemtheoretischen und gruppendynamischen Perspektiven, um teamorientierte Anliegen ganzheitlich zu adressieren und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Sehr gerne arbeiten wir bei Aufträgen rund um Teamentwicklung und Konfliktmoderationen von Anfang an mit systemischen Aufstellungsverfahren. Das ermöglicht eine Visualisierung von komplexen Zusammenhängen und eine distanzierte und reflektierte Betrachtung des Teams mit seinen Vernetzungen und Dynamiken. (Abb. 1). Häufig beziehen wir die Dimensionen des gruppendynamischen Raums mit ein. Die von außen und innen wirkenden Kräfte und die Pendelbewegungen zwischen Dynamik und Stabilität bzw. Differenzierung und Integration liefern ergänzende Impulse, um die beobachteten Teamphänomene mit anderen Augen zu sehen (Abb. 2).

In dieser gemeinsamen, theoriegeleiteten Metabetrachtung erleben wir, dass es unseren Kund*innen sehr rasch gelingt, ihre Fragestellungen, Herausforderungen und Spannungsfelder im Kontext eines unübersichtlichen Stakeholder*innen-Geflechts zu verorten, Hypothesen zu entwickeln und Ideen für nächste Schritte zu generieren.

Mit großem Erfolg setzen wir diese Lernimpulse auch in Leadership-Programmen ein. Hier laden wir in einem ersten Schritt gerne zur Auseinandersetzung mit persönlichen Annahmen ein: Was braucht es, damit ein Team erfolgreich ist? Wie wird Führung wirksam im Team? Erlebnisorientierte Übungen und Reflexionen zu konkreten Teamsituationen im beruflichen Alltag ermöglichen unmittelbare persönliche Erfahrungen, die anschließend aus systemtheoretischen und gruppendynamischen Perspektiven neu betrachtet werden. Aha-Erlebnisse inklusive!

Fazit: Häufig neigen wir dazu, das Teamgeschehen ausschließlich mit dem Verhalten einzelner Personen zu erklären. Jahrzehntelange wissenschaftliche Forschung belegt aber, dass diese verkürzte Darstellung dem Unternehmensalltag nicht gerecht wird. Führungskräfte, die darin geübt sind, Dynamiken in Arbeitsprozessen auch als Gruppenphänomene zu verstehen und mitzugestalten, können ihre Teams sehr wirksam bei der Entwicklung produktiver Zusammenarbeit unterstützen. Diese Kompetenz ist nicht an eine explizite Führungsrolle gebunden, sondern kann auch vom Team selbst erlernt, wahrgenommen und weiterentwickelt werden. Was es dafür braucht? Ein wenig Neugier, ein Quäntchen Mut und Lust auf neues Wissen. Und die Überzeugung, dass wir als Menschen miteinander unglaublich kreativ, innovativ und klug sein können!

Abbildung 1:
Systemtheoretische Perspektiven auf ein Team im Kontext der Organisation

Abbildung 2:
Systemtheoretische und gruppendynamische Perspektiven auf ein Team im Kontext der Organisation

Literatur:

  • Mechthild Erpenbeck: Mitschwingen und Dazwischengehen. Systemisch-gruppendynamische Prozesskompetenz in Beratung und Training.- Carl Auer Verlag 2022
  • Cornelia Edding und Karl Schattenhofer: Einführung in die Teamarbeit.- Carl Auer Verlag 2012

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